"Die Welt gehört euch nicht allein und es ist an der Zeit, dass ihr lernt zu teilen."
Er wird bewundert, geliebt und gefürchtet, aber vor allem wird er gejagt - der Wolf. In einem kleinen Tal, verborgen in den noch längst nicht vollständig ergründeten Rocky Mountains hat er noch eine Heimat gefunden, das Demba-Tal. Völlig sicher ist er hier nicht, denn auch in den Bergen lauern Gefahren, denen nur die Stärksten und Mutigsten trotzen können. Aber es gibt jemanden, der ihnen hier einen entscheidenden Vorteil verschaffen kann: Die Tränenreiche wacht beständig über ihre Demba-Wolves.
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Es regnet. Im Demba-Tal erhält man dann den Eindruck als würde ein weiter Schleier aus den Wolken heraus hängen und sich über die Berge legen. Das Himmelswasser ist gleichzeitig Segen und Namensgeber des Tals, denn wenn es regnet, dann kommt das Tal zur Ruhe. Die Vögel schweigen, das Wild verharrt still und auch die Wölfe sammeln sich zu einer harmonischen Gemeinschaft um auf die Sonne zu warten. Aller Streit wird beigelegt und die Sorgen scheinen für einen Moment fortgespült. Bis der Strom aus den Wolken versiegt...
Noch schweigt der Wald. Die Tropfen, die aus den Baumkronen ihren Weg nach unten finden, sorgen kaum für Geräusche. Die Luft riecht frisch, wie gesäubert nach dem Schauer. Lange Läufe schreiten graziel durch das Unterholz, weiße Pfoten werden mit Bedacht aufgesetzt und die Ballen graben sich lautlos in den weichen Erdboden. Sachte senkt die strahlend weiße Fähe den Fang und wittert an einem abgeknickten Zweig. Gemeinsam mit dem aufgenommenen Geruch tritt Sorge in die klaren Augen der schönen Wölfin. Die Markierung gehört zu einer Wolfsspur und in die Witterung der Jäger mischt sich der bleierne Geruch von Blut.
"Wolf, der du in mein Tal fandest. Ich kenne dein Leid und weiß um die Gefahr für dein Leben. Seit vielen Monden wandelst du schon ohne festes Ziel über diese Erde, jagst Tag um Tag aufs neue gen Horizont. Ich will dir ein Heim bieten in meinem Land. Doch auch hier werden dich alte Feinde heimsuchen. Ich kann dich nicht vor allem Leid bewahren. Kämpfe, Wolf. Kämpfe für dein Recht auf das Leben. Kämpfe für deinen Platz in der Welt. Kämpfe für deine Familie und für deine Freunde. Vor allem aber kämpfe für deine Art, denn ihr seid nicht mehr zahlreich. Ich will dir beistehen, Bruder. Lebe in meinem Tal, überlebe und sei dir meiner Güte gewiss."
Es sind malerische Aussichten auf ein Leben in unberührter Natur, doch der Schein vermag auch hier zu trügen. Die Idylle ist nicht perfekt. Auch andere Jäger finden ihren Weg in das abgeschiedene Tal, in die letzte Zuflucht vor der zivilisierten Welt der Menschen. Nur wenige Sprünge von der Witterung der Wölfe entfernt erblickt die weiße Gestalt weitere Pfotenspuren im Boden. Mit ruhiger Gelassenheit betrachtet sie die Tatzenabdrücke. Der Berglöwe war erst vor kurzem vorübergekommen und es war das selbe Blut an seiner Fährte wie schon zuvor bei den Wölfen. Die Wölfin erkennt den Zusammenhang, sie weiß von dem Angriff des Pumas auf die Wölfe und sie weiß auch, dass dies nicht die letzte Auseinandersetzung zwischen den Familien gewesen sein würde. Es ist das besondere an der Wölfin, das überirdische, das sie diese Dinge wissen lässt. Denn sie ist mehr als ein gewöhnliches Tier. Sie ist wie eine Erscheinung aus einer anderen Sphäre, ein Geist, der zurückblieb, während der Körper längst verging. Still setzt die Fähe ihren Weg fort, nur um ein paar Biegungen weiter erneut inne zu halten. Es ist ein dürrer Baum, der ihre Aufmerksamkeit erregt. Das Gewächs steht schief, vor einigen Tagen stand es noch gerade. Mit tiefer Ruhe wie aus einer anderen Welt mustert die Fähe die kleine Fichte. Sie findet Spuren eines weiteren Talbewohners und ist nun zum ersten Mal beunruhigt. Sie blickt sich um. Der Frühling tastet nach dem Wald und sie weiß, wer dem Frühling in jedem Jahr zurück ins Tal folgt. Der alte Bär scheint aus seinem Schlaf erwacht zu sein.
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(c) Demba-Wolves
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